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SPORTaktiv Outdoorguide 2018

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YURDAGÜL SENER (32) Die

YURDAGÜL SENER (32) Die St. Pöltnerin mit kurdischen Wurzeln porträtiert Berghütten für einen regionalen Fernsehsender. Und hat dadurch die Freude an Bergtouren entdeckt. Bis vor zwei Jahren hatte Yurdagül Sener keinerlei Erfahrung im Bergsport und eher negative Assoziationen mit den Bergen: Als Kurdin in der Türkei geboren, waren die Berge in der Heimat ihrer Kindheit Orte, die vom Militär beherrscht wurden. Die sprichwörtliche „Freiheit der Berge“ zu erleben – diese Erfahrung machte „Gül“ erstmals in Österreich, wohin sie 1998 mit ihrer Familie im Alter von zwölf Jahren gekommen war. Es dauerte bis 2016, ehe sie mit den österreichischen Bergen enger in Kontakt kam: Als Redakteurin und Kamerafrau des niederösterreichischen Regional-Fernsehsenders P3tv sollte sie Schutzhütten der Naturfreunde für eine Serie porträtieren. „Am Anfang war ich nicht besonders glücklich damit“, erzählt sie, „die Kollegen mussten beim Anmarsch oft auf mich warten.“ Doch das kleine Konditionsproblem war bald überwunden. „Ein erstes Highlight war die Tour auf den Traunstein. Fünf Stunden mit zwischendurch Filmen hinauf und drei wieder herunter – das war schon ziemlich anstrengend, aber ich war danach glücklich, dass ich das geschafft habe.“ Durch den Kontakt mit den Hüttenbetreibern und Bergführern lernte Gül viele interessante Menschen kennen, erfuhr (obwohl schon lange österreichische Staatsbürgerin) viel über die österreichische Kultur. Und sie entdeckte ihre Berg-Affinität. Obwohl sie nach wie vor immer wieder berufliche Touren mit der Kamera unternimmt, geht sie auch privat wandern, bevorzugt im Ötscher-Gebiet. „Für mich war es eine neue Erfahrung, die Berge frei zu genießen“, sagt sie. Was sie an den Touren auch schätzt: „Manche meinen, dass sie beim Wandern besonders gut abschalten und den Alltag hinter sich lassen können. Bei mir ist es ähnlich – aber eher so, dass ich mir Themen durchdenke, für die sonst am Tag zu wenig Zeit bleibt.“ Freundschaften hat sie schon einige über den Bergsport geschlossen. Ihr fällt auch auf, dass „Kinder mit fünf, sechs Jahren mit ihren Eltern auf Bergwanderungen unterwegs sind. Das ist schon bemerkenswert.“ Was sie weniger nachvollziehen kann, ist der „Laufsteg Berg“: „Manchmal beobachte ich, dass Sport offensichtlich deshalb betrieben wird, um sich selbst und eine Top-Ausrüstung zu präsentieren. Das sollte aber nicht der Hauptzweck sein.“ Die Liebe zu Trekkingtouren führte Yurdagül in den letzten zwei Jahren auch schon weltweit in die Berge: ins Nemrut-Gebirge ihrer alten Heimat Türkei. Und sogar zu einer Trekkingtour nach Nepal. Eine spezielle Erfahrung, die sie tief beeindruckt hat – aber auch aufgewühlt: „Weil sich manche Touristen leider echt aufführen und zeitweise die heimischen Guides abwertend behandeln.“ Dennoch: „in Summe ein tolles Erlebnis.“ Ein Detail, das sie in den österreichischen Bergen schätzt, ist die Hüttenküche: „In den Städten ist es gar nicht so leicht, noch Gasthäuser mit echter österreichischer Küche zu finden. Ich finde es schade, dass offenbar die Wertschätzung dafür verloren geht. Auf den Hütten kann man dagegen noch echt österreichisch essen.“ „FÜR MICH WAR ES EINE NEUE ERFAHRUNG, MICH IN DEN BERGEN FREI BEWEGEN ZU KÖNNEN.“ Foto: Privat 22 SPORTaktiv

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