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SPORTaktiv Outdoorguide 2019

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WIE EIN WANDERFÜHRER

WIE EIN WANDERFÜHRER ENTSTEHT AM ANFANG STEHT DIE LEIDENSCHAFT, DANN FOLGT DIE AKRIBIE. DENN EIN GUTER WANDERFÜHRER ENTSTEHT NUR DANN, WENN DER AUTOR ALLES ERGANGEN, ERFAHREN, ERLEBT HAT. VON GERHARD STUMMVOLL m Trentino 2016. Die Überschreitung vom Monte Gronlait zum Monte Framort wäre ein richtiges Schmankerl auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 vom Bodensee nach Verona. Sie böte einen sensationellen Rundblick von den schroffen Dolomitengipfeln der Brenta im Westen über die Gletscherriesen um den Alpenhauptkamm im Norden hin zu den sanfteren Bergen am Südende der Alpen. Doch es regnet. Nicht ein wenig, sondern in Strömen, und hier oben ist alles in dichte Wolken gehüllt. Zum Glück wird es nicht allzu kühl, auch weil es windstill bleibt. Gerade bei schlechten Bedingungen spielt eine gute Ausrüstung ihre Vorteile aus. So bleiben wir halbwegs trocken und stapfen unseren Weg weiter Richtung Süden. Wir kommen nur langsam voran, müssen auf den glitschigen Steinen aufpassen, um nicht über die Direttissima ins Tal zu stürzen. Drei Stunden später erreichen wir unser Etappenziel in Vetriolo. Beim Einlangen im Quartier spüren wir diese uns leidlich bekannten Blicke, diese Mischung aus Spott und doch auch leiser Anerkennung. „Nur Deutsche können bei so einem Regen wandern“, flüstert ein Gast an der Theke seinem Nachbarn zu. „Wie kommt’s, dass ihr bei diesem Wetter auf dem Berg seid, das ist ja Wahnsinn?“, fragt uns unser Wirt. Abenteuer im Regen oder bei Schneefall, Schutzsuche bei Hagel in freiem Gelände oder Berichte von absoluter Wildnis und undurchdringlichem Dickicht, in dem Wege plötzlich enden. Es sind Geschichten wie diese, die wir gerne erzählen, wenn wir zu Hause unsere Erfahrungen als Autoren von Wanderbüchern wiedergeben. Auch weil unsere Augen unverschämt strahlen ob des Glücks, zu diesem glücklichen Kreis zu gehören. Gerade weil der Sonnenschein und die guten Verhältnisse bei Weitem überwiegen. Internet reicht nicht aus Wie es dazu kommt, dass wir dennoch immer wieder auch bei Sauwetter draußen sind, ist leicht erklärt. Je näher ein Abgabetermin für ein Manuskript rückt, desto weniger kann auf Kaiserwetter gewartet und desto mehr muss die eigene Planung eisern befolgt werden. Ferne Regionen können nicht beliebig oft Fotos: Isabella Stummvoll 40 SPORTaktiv

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