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SPORTaktiv Outdoorguide 2021

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Stunden Anreise können

Stunden Anreise können wir nicht wegdiskutieren“, sagt sie. Genau da liegt aber der Reiz solcher Destinationen. „Der Wunsch nach Aufbruch wird wiederkommen. Die Menschen waren jetzt lange auf ihre eigenen vier Wände und die unmittelbare Region um sich herum fixiert. Deshalb wird man auch wieder in eine völlig andere Welt aufbrechen und neue Kulturen erleben wollen.“ Die Zeit bis dahin bezeichnete Stellberg als „dreaming phase“, mit der intakten Natur fernab von Industrie und Umweltverschmutzung können exotische Plätze punkten, Tasmanien etwa mit der laut UN-Bestätigung „saubersten Luft der Welt“. TRANSPORT & VERKEHR Die Anreise muss schon Teil des Urlaubes und Abenteuers sein. Der öffentliche Verkehr spielt dabei eine immer größere Rolle: Als erstes Land der Welt hat Luxemburg im Vorjahr alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis gemacht. „Bei uns können also auch Gäste innerhalb von eineinhalb Stunden kreuz und quer durch das ganze Land fahren und so ihre Ausflugsziele und Wanderungen ansteuern“, erzählt Reddeker. Eine Idee, die auch die Stadt Innsbruck verfolgt. Ebenfalls seit 2020 können Gäste hier ab zwei Übernachtungen die Öffis kostenlos benutzen. DIE NACHHALTIGKEIT „Der Trend zur gelebten Nachhaltigkeit wird nach Corona massiv weitergehen“, rechnet Wolf. Im Schweizer Freestyle-Mekka Laax hat auch Umweltpolitik Stil, als „Green Style Projekt“ bezeichnet man folgerichtig den Weg „vom Energieverbraucher zum Energie-Produzenten“. Allgemein nimmt man an: Man wird in den nächsten 10, 20 Jahren bewusster reisen und weniger fliegen („Flugscham“, #stayontheground). Ein interessanter Teilaspekt: Große Luxuskreuzfahrtschiffe dürften aus der Mode kommen. Weil Menschen aber gerne am Wasser und in Booten sind, könnten Reisen auf kleinen Schiffen ein neuer Trend werden. DIE DIGITALISIERUNG Schöne Websites, Apps und knalliges Social Media ist gut, aber nicht mehr gut genug. Digitalisierung im Tourismus ist längst auf der nächsten Stufe. Auch um Auswüchse wie „Overtourism“ zu verhindern, wird Lenkung das große Thema. Echtzeit-Routing am Handy ermöglicht Nachrichten wie „Steig doch zwei Stationen früher aus dem Zug und geh dort noch zwei Stunden an den Badesee, denn an deinem geplanten Zielort ist noch zu viel los.“ Wanderdestinationen berichten von Konflikten wie New-School-Wanderer versus Old-School-Wanderer und planen dank Live-Tracking tagesaktuelle Tipps bei zu stark frequentierten Wanderwegen. „Nimm heute lieber den Wanderweg A1, am A3 sind bis 15 Uhr noch zu viele Menschen.“ „DER OVERTOURISM WIRD ZURÜCKKOMMEN. NICHT NUR IN VENEDIG UND BAR- CELONA, AUCH AM TEGERN- SEE UND IN HALLSTATT.“ Jürgen Schmude, München OVERTOURISM Zu viele Touristen? Zu viele Urlauber? Hätte man jetzt gerne, aber die Bilder von Touristenströmen und Klagen über Overtourism in Venedig und Co. sind nicht ganz vergessen. Tourismusforscher Schmude gibt keine Entwarnung: „Auch der Overtourism wird zurückkommen. Nicht nur in Venedig und Barcelona, auch am Tegernsee und in Hallstatt.“ Nachsatz: „Mich amüsiert oft der Konflikt: Da sind so viele Touristen! Aber die Touristen sind immer die anderen.“ TRANSFORMATION SOMMER/WINTER In den Alpen verändern viele Wintersportorte ihr Gesicht und setzen neben den Zugpferden Schnee und Ski im Winter vermehrt auf Wandern, Mountainbiken und Sommer-Wellness. „Vor 15 Jahren stand es bei uns 80:20 für den Winter“, erzählt der Seefelder Hotelier Alois Seyrling, „jetzt stehen wir schon bei 50:50, weil massiv in den Herbst und vor allem ins Thema Wellness investiert wurde. Jetzt haben wir elf Monate Saison.“ Ob er sich ein Umdrehen in ein 20:80-Szenario pro Sommer vorstellen kann? „Prinzipiell denkbar.“ JOB & URLAUB Homeoffice und Co. lassen ein neues Arbeiten zu, als Folge auch eine neue Einteilung in Freizeit und Arbeitszeit. Die Kombination aus Arbeit („work“) und Urlaub („vacation“) geistert als „Workation“ ohnehin schon fünf Jahre lang herum. Da hat man auch in Innsbruck Ideen: Wenn man den Laptop schon mithat, könnte man aus dem Zwei-Tages- Städtetrip oder dem Seminar gleich eine ganze Woche machen und Ur- Foto: HPR/Quitter 16 SPORTaktiv

laubszeit mit Arbeitszeit kombinieren. Voraussetzung natürlich: flexible Einteilung und digitale Jobs. „So hole ich mir das Thema Erholung in den Alltag und kann am ,Arbeitsplatz‘ im Urlaub auch Themen wie Rooftopbars oder Mountainbiken mitnehmen“, meint Innsbruck-Touristikerin Seiler. PAUSCHALREISEN Das Rundum-sorglos-Paket namens Pauschalreise, möglichst günstig und wenig individuell, liegt eigentlich nicht im Trend der Zeit, in der Individualisierung großgeschrieben wird. Aber auch hier sieht Tourismusprofessor Schmude Potenzial. „Die Pauschalreise wurde schon 10-mal tot gesagt und ist 10-mal wieder auferstanden. Auch das wird wiederkommen. In Deutschland buchen 40 Prozent Pauschalreisen.“ STAMMGAST VERSUS HYBRID- TOURIST Spannend wird die Beobachtung des „Phänomens Stammgast“. Urlauber, die über Jahre und Jahrzehnte in den gleichen Ort fahren, vielleicht immer zur selben Vermieterin oder ins selbe Hotel, gibt es noch. „Wir haben einen Stammgastanteil von 80 Prozent im Haus“, freut sich Seyrling, Hausherr im Hotel Klosterbräu und Obmann der Olympiaregion Seefeld. „In Zukunft sind 80 Prozent Stammgäste wohl eine Illusion“, kontert Schmude. Er zeichnet das Bild des „hybriden Touristen“ an die Wand. „Dieser Gast macht im einen Jahr eine Schiffsreise, dann bucht er mal eine Almhütte und im Jahr darauf macht er klassischen Strandurlaub.“ Was alle eint: Gebucht wird aktuell extrem kurzfristig, oft im Monat des Urlaubsantritts. DER NEUE URLAUBER Transformationen könnte es auch beim Bild des Urlaubers selbst geben. Anonym als Nummer im Hotelkomplex untertauchen oder Ferien mit Familienanschluss? Damit ändern sich auch die Ansprüche. „Der Gast will gar nicht als Gast oder Tourist wahrgenommen werden“, glaubt Ischgls bekannter Ober-Touristiker Andreas Steibl. „Er oder sie wollen harmonisch im Urlaubsort aufgenommen werden.“ Sein Begriff „einheimischer Gast“ drückt das aus. Auch Schmude sieht neue Bilder: „Es ist klar ein demografischer Wandel im Gange. Es entstehen neue Gruppen, die weg vom Strandurlaub wollen. In den Saisonen 2021 und 2022 wird Österreich mit Angeboten wie etwa in Tirol profitieren.“ REIZWORT ISCHGL Corona und die Berichterstattung haben Spuren hinterlassen, gibt Steibl offen zu. „Für uns war das wie eine Naturkatastrophe, ein Tsunami. Das Interesse der Medien war für die Einheimischen sehr schmerzhaft, auch weil viele Vorwürfe und Vorverurteilungen nicht haltbar waren. Aber wir haben daraus gelernt.“ Der Blick ist längst nach vorne gerichtet. „Wir haben den Anspruch, eine der sichersten Destinationen der Alpen zu werden. Der nächste Winter wird noch nicht so stark sein wie vor Covid, aber es geht aufwärts.“ Tourismusforscher Schmude sieht zwei Seiten: „Normalerweise vergessen Menschen bad news sehr schnell, bei Covid wird das nicht so sein. Aber die Zielgruppe Ischgl kommt relativ schnell wieder zurück.“ Das glaubt auch Steibl selbst: „Wir haben keine Stammgäste, wir dürfen sie ,Fans‘ nennen. Sie identifizieren sich mit einer extrem starken Marke und haben eine hohe Bindung.“ NEUER OPTIMISMUS Ischgl-Ikone Steibl ist sicher: „Der Tourismus ist am stärksten betroffen, aber wir werden wie Phönix aus der Asche steigen. Das Reisen wird boomen, in allen Destinationen und Preiskategorien. Das Reisen ist und bleibt die zweitschönste Nebensache der Welt.“ FEEDBACK Schick uns deine Meinung. Was erwartest du? Wohin geht deine Reise? DIE RECCO ® -FAMILIE VON TATONKA Mehr Sicherheit bei Wanderungen, Hütten- oder Trekkingtouren Rasche Ortung bei der Ganzjahresvermisstensuche Wartungsfreier Reflektor mit unbegrenzter Lebensdauer

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