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SPORTaktiv Outdoorguide 2023

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PERSONALITY Jörn Heller

PERSONALITY Jörn Heller Die Augen weit offen Jörn Heller, von Montane unterstützter Bergsteiger und Bergführer, hat vor Jahrzehnten in Patagonien einen Rekord aufgestellt. Dort in Südchile ist heute der Klimawandel noch sichtbarer als in anderen Teilen der Welt. von Christof Domenig J örn, du hast gemeinsam mit Robert Jasper 1994 mit der ersten Eintagesbesteigung am Cerro Torre einen Rekord aufgestellt. Was kommt dir davon in den Sinn, wenn du dich zurückerinnerst? Zunächst dass wir sehr jung waren. Und offensichtlich waren wir auch sehr leistungs- und leidensfähig. Der Rekord ist eigentlich unbeabsichtigt entstanden. Wir hatten schon acht vergebliche Versuche am Berg und beim neunten Mal haben wir gesagt, wir setzen alles auf eine Karte. Wir gehen es nicht mehr klassisch an und biwakieren in einer Schneehöhle, sondern klettern die ganze Nacht durch. So ist das entstanden. Rund um Mitternacht waren wir am Gipfel. Der Eintrag eurer damaligen Leistung findet sich heute auf Wikipedia übrigens unter dem großen Begriff „Bergsteigen“ wieder ... Echt? Das wusste ich gar nicht. Es war auf jeden Fall mit einer hohen Leidensfähigkeit verbunden, beim letzten Teil hatte ich echt die Schnauze randvoll. Diese ganze Eigendynamik, die sich daraus entwickelt hat, hat letztlich dazu geführt, dass wir auf den Gipfel gekommen sind. Wir waren auch keine drei Mi- nuten oben, dann haben wir uns schon wieder an den Abstieg gemacht. Morgens um fünf kam tatsächlich der nächste Sturm, wir sind gerade noch rechtzeitig zur Biwakhöhle gekommen. Ebenfalls mit Robert Jasper, ebenfalls in Patagonien, aber fast 30 Jahre später hast du dich auf die Spuren des Klimawandels begeben. Ihr habt, von einem TV-Team begleitet, ein Wissenschafterteam dorthin geführt, weil die Auswirkungen der Klimaveränderung in diesem Teil der Welt noch viel dramatischer sind. Was hatte es, in Kurzform, damit auf sich? Es war ein Projekt, das sich über drei Jahre hinzog, aufgrund von Covid jedoch zwei Jahre komplett blockiert war. Unser Auftrag war, einen Klimaforscher der Berliner Humboldt-Universität auf das nördliche patagonische Eisfeld zu bringen, auf einer Route, die auch für Laien gangbar sein würde. Wir sind dazu mit Packrafts über einen großen Gletschersee gepaddelt. In der Realität hat sich herausgestellt, dass der Gletschersee, den wir von den Jahren vorher schon kannten, mittlerweile fast zehnmal größer geworden war. Stundenlang sind wir zwischen Eisbergen gepaddelt und haben letztlich vergeblich FOTO: Klaus Fengler Photographie KLETTERND IN PATAGONIEN. Jörn Heller war über mehrere Jahrzehnte immer wieder in der südchilenischen Region unterwegs: „Die Veränderungen durch den Klimawandel potenzieren sich von Jahr zu Jahr.“ 028

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