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SPORTaktiv Skitourenguide 2016

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LAWINENSICHERHEIT DREI

LAWINENSICHERHEIT DREI EINFACHE FRAGEN Der Name „W3“ steht für die drei „W“-Fragewörter: wer, wann, wohin? Das komplexe Thema „risikobewusstes Bewegen im lawinengefährdeten Gelände“ lässt sich anhand dieser drei vergleichsweise einfach darstellen. Im Grunde sind es also diese drei Fragen, auf denen das Konzept fußt: „WER“ BIN ICH? Um die Selbsteinschätzung vornehmen zu können, teilt die W3-Matrix die Skitourensportler in diese Gruppen ein: Einsteiger, mäßig Fortgeschrittener, Fortgeschrittener und Profi. Anhand von Checklisten ist die Selbsteinordnung in eine der Gruppen relativ einfach möglich. „WANN“ BIN ICH UNTERWEGS? Konkret geht es um die aktuelle Lawinenwarnstufe: Herrschen überwiegend günstige (Warnstufe 1+2) oder ungünstige Verhältnisse (Warnstufe 3+4)? Die „Wann“-Frage bildet im W3-Quadrat die horizontale Ebene, also die X-Achse. „WOHIN“ GEHE ICH? Auch hier nimmt das Naturfreunde-Konzept eine Zweiteilung vor: Bleibe ich im tendenziell ungefährlichen Gelände unter 30 Grad Hangneigung – oder aber kann ich auch im steileren Gelände über 30 Grad unterwegs sein? Wie aus der Grafik abzulesen, bildet die „Wohin“-Frage die horizontale Ebene, die Y-Achse. Ein Blick auf das Gesamtbild zeigt nun beispielsweise, dass man unter 30 Grad Hangneigung und bei Lawinenwarnstufe 1+2 auch mit sehr geringem Wissensstand (als „Einsteiger“) selbstständig unterwegs sein kann. Aber auch, dass man sich schon zur Gruppe der „Fortgeschrittenen“ oder „Profis“ zählen und über die entsprechenden Kompetenzen verfügen sollte, um auf eigene Verantwortung in über 30 Grad steiles Gelände vorzudringen. STEILHEIT UND VERHÄLTNISSE Zur richtigen Interpretation der W3-Matrix ist zusätzlich noch etwas Hintergrundwissen nötig – das wir bei den Naturfreunde-Experten und Miterfindern des neuen W3-Konzepts, Martin Edlinger und Dr. Arno Studeregger, erfragt haben. ZUM FAKTOR GELÄNDESTEILHEIT: Warum ist 30 Grad die „magische Grenze“? „Weil 95 Prozent aller Lawinenunglücke im Gelände über 30 Grad Hangneigung passieren“, erklärt Mar- W3 – WER GEHT WANN WOHIN? FORTGESCHRITTENER FÄHIGKEITEN (ZUSÄTZLICH ZUM MÄSSIG FORTGESCHRITTENEN): Erkennen von lawinen relevanten Gefahrenzeichen | Erkennen von gebundenem Schnee | sichere Skitechnik | gute Orientierung inkl. einwandfreier Karteninterpretation WANN + WO: bei Lawinenwarnstufe 1+2 im Spitzkehren gelände über 30 Grad | bei Lawinenwarnstufe 3+4 im Gelände unter 30 Grad EINSTEIGER FÄHIGKEITEN: Kenntnis der Gefahrenstufen | einfache Orientierungskenntnisse/Kartenlesen | sicherer Umgang mit LVS-Gerät, Sonde und Lawinenschaufel WANN: bei Lawinenwarnstufe 1+2 WO: im Gelände unter 30 Grad GÜNSTIGE VERHÄLTNISSE tin Edlinger, „30 Grad ist nämlich die Grenze, ab der trockene Schneebretter abgleiten können. Und Schneebrettlawinen sind die mit Abstand größte Gefahr für Wintersportler.“ Diese 30-Grad-Grenze lässt sich, zumindest im Aufstieg, auch für Laien einfach bestimmen: Es ist jene Grenze, ab der das Gehen in Spitzkehren nötig wird! Eine Lawine wird meist durch eine Zusatzbelastung ausgelöst wie sie ein Skitourengeher, vor allem aber eine ganze Gruppe darstellen. Wer Hänge über 30 Grad meidet, kann das Risiko also sehr stark reduzieren. Zu berücksichtigen ist allerdings das Phänomen der Fernauslösung: „Es ist möglich, vom flacheren Hangfuß aus die Schneedecke zu stören und in den darüberliegenden, steileren Hangbereichen eine Lawine fern auszulösen. Auch das muss bei der Spurwahl berücksichtigt werden.“ ZUM FAKTOR LAWINENWARNSTUFE: Seit 1993 gibt es das europäische System mit fünf Lawinenwarnstufen. Bei Warnstufe 5 allerdings ist selbst für Profis an ein risikobewusstes Bewegen PROFI FÄHIGKEITEN (ZUSÄTZLICH ZUM FORTGESCHRITTENEN): vollständiges Verstehen des Lawinenlageberichts | selbstständige Bewertung der lokalen Lawinengefahr | Wissen über Schneedeckenaufbau inkl. der Schwachschichten sowie Bruchausbreitung und Spontanlawinen | Anwenden von Schneedeckenuntersuchungen WANN: bei Warnstufen 1 bis 4 WO: auch im Spitzkehrengelände über 30 Grad MÄSSIG FORTGESCHRITTENER FÄHIGKEITEN (ZUSÄTZLICH ZUM EINSTEIGER): Grundkenntnisse des Lawinenlageberichts | Erkennen von Geländefallen | Wissen um typische Lawinensituationen | gute Orientierung inkl. einwandfreier Karteninterpretation WANN: bei Warnstufen 1 bis 4 WO: im Gelände unter 30 Grad UNGÜNSTIGE VERHÄLTNISSE FLACH STEIL im Gelände nicht zu denken: „Wintersportlern bleiben definitiv die Stufen 1 bis 4, in denen sie sich bewegen können“, erklärt der Lawinenprognostiker Arno Studeregger. „Diese ‚skitouristische Bandbreite‘ kann man in eine untere Hälfte mit mehrheitlich sicheren und günstigen Verhältnissen, also Warnstufe 1+2, teilen und in eine obere Hälfte mit teilweise bis allgemein ungünstigen Verhältnissen – also Warnstufe 3+4“. Diese Zweiteilung hat auch den Vorteil, dass sie ein häufiges Missverständnis zurechtrückt – nämlich das Unterschätzen der Warnstufe 3 als „mittlere Warnstufe“ nach dem Motto: „Geht noch.“ In Wahrheit passieren bei Stufe 3, die nicht umsonst „erhebliche Gefahr“ ausweist, mit Abstand die meisten Unfälle. Im „w3“-Konzept liegt Stufe 3 daher in der oberen Hälfte des Gefahrenbereichs. WER WAS KÖNNEN MUSS Aus den beiden Faktoren Hangsteilheit und Lawinenwarnstufen als X- und Y-Achse ergeben sich also vier Felder – die sich mit den vier 52 SPORTaktiv-Skitourenguide 2016/2017

www.lasportiva.com Become a La Sportiva fan @lasportivatwitt Val di Fiemme, Trentino Die Experten DR. ARNO STUDEREGGER (li.) ist Lawinenprognostiker beim Lawinenwarndienst Steiermark und Bundesreferent für Skitouren bei den Naturfreunden Österreich. MARTIN EDLINGER ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Abteilungsleiter für Skitouren und Bergsport bei den Naturfreunden Österreich. KONTAKT: naturfreunde.at FOTOS: Naturfreunde, Lawinenwarndienst Steiermark, Thomas Lippitsch Kompetenzstufen von Einsteiger bis Profi decken. Damit lässt sich aus dem W3-Konzept auch gut herauslesen, welches Können man für jede Stufe mitbringen sollte und wie man sich sinnvoll Schritt für Schritt fortbildet. Und: Die fortschreitenden Anforderungen vom Einsteiger zum Profi decken sich mit dem standardmäßigen Aufbau von Lawinenlageberichten, die von oben nach unten gelesen immer komplexere und ausführlichere Informationen enthalten. EINSTEIGER: Um sich risikobewusst selbstständig im Gelände zu bewegen, braucht es im Grunde nicht viel: eine vollständige Sicherheitsausrüstung und das Wissen, wie man damit umgeht; Grundkenntnisse in Orientierung und Kartenkunde; und man muss die Gefahrenstufe kennen. Wer das beherrscht, kann bei Warnstufe 1+2 eigenverantwortlich auf Tour gehen – sofern man auf Hängen unter 30 Grad Steilheit bleibt. MÄSSIG FORTGESCHRITTENE Skitourengeher sollen bereits einige Kenntnisse mehr mitbringen. Martin Edlinger: „Das sind Grundkenntnisse des Lawinenlageberichts über die Warnstufe hinaus; insbesondere das Verinnerlichen der beschriebenen Gefahrenbereiche und das Erkennen von Geländefallen. Solche Geländefallen sind zum Beispiel kleine, eingewehte Mulden mit relativ steilen Flanken.“ Darüber hinaus muss der „mäßig Fortgeschrittene“ erkennen können, Das Konzept Syborg entsteht aus der Erfahrung der skialp Wettkämpfe: dabei werden die technischen Lösungen und die Mechanik der Carbon Serie Stratos, an einem Grilamid Schaft angewandt. Ultra schneller Cavobike Verschluss, 75° Beweglichkeit, Carbon Reinforced Schuhkragen, Gewicht und Volumen auf ein Minimum reduziert. HALF SKIBOOT, HALF MACHINE. 53 SHOP NOW ON WWW.LASPORTIVA.COM

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