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SPORTaktiv Skitourenguide 2016

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PERSONALITY FREUND &

PERSONALITY FREUND & „BODYGUARD“ ER KENNT DEN SCHÖNSTEN WEG FÜRS AUFSTEIGEN. Er weiß, wo es den besten Schnee und die sichersten Hänge zum Abfahren gibt. Und vor allem: Du kannst dich zu hundert Prozent auf ihn verlassen. Der Skibergführer ist dein perfekter Kamerad auf der Skitour – Freund und „Bodyguard“ zugleich. Stefan Wierer aus dem Zillertal ist einer von ihnen. Stefan, du bist hauptberuflicher Bergführer im Sommer, hast heuer mit deinen Gästen viele Touren gemacht. Wie sehr freut man sich nach einer doch langen Sommersaison auf den Winter, auf die ersten Skitouren? Vor Kurzem hab ich auf Facebook ein tief verschneites Winterhäuschen irgendwo in Skandinavien gesehen. Das musste ich gleich teilen. Und wenn dann hier im Zillertal die erste Schneeflocke fällt, sagt selbst meine Frau: „Oje, was hab ich da grad für an Kindskopf geheiratet!“ Wenn es dann losgeht – gehst du eigentlich, sozusagen zum Einstimmen, die ersten Touren lieber allein? Ja schon, aber weniger zum Einstimmen, sondern zum Sondieren der Lage: Wo ist der Schnee liegen geblieben? Welche Rinnen sind bereits gut angefüllt? Kann man schon etwas in Richtung Gefahrenstellen für den Winter erkennen? So was gehört für einen Skiführer zur Vorbereitung auf den Winter, so wie bei den Bergbahnen die letzten Sicherheitsnetze gespannt werden. Falls es die überhaupt gibt: Was sind so die gravierenden Unterschiede zwi- FOTOS: Stefan Wierer, Gerhard Polzer TEXT: Gerhard Polzer 94 SPORTaktiv-Skitourenguide 2016/2017

schen dem Führen von Sommertouren und von Skitouren? Die Sommertouren leben vom Seil als Schicksalsgemeinschaft – im guten wie im bösen Moment man kann nicht aus; im Winter geht es ums Loslassen, um das Vertrauen in den Kunden, dass er sich an die vorgegebenen Spielregeln hält. Der Wintergast hätte ja immer die Möglichkeit, steiler, geiler oder nach seinem „Gefühl“ zu fahren. Worum geht es überhaupt beim Führen von Skitourensportlern: um mehr Sicherheit? Um die richtige Technik? Um das Wecken von Begeisterung ...? Prinzipiell versuche ich aus Gästen begeisterte Freunde zu machen, denen ich einen Bergsport näherbringen will, der mich und mein Leben in verschiedenster Hinsicht unheimlich bereichert hat. Je nach Interesse lässt gewährt man Einblick in die eigene Emotion, in die Entscheidungsfindung und den eigenen Wissensstand. Klar, wenn sich einer bei der Abfahrt schwertut, hilft man – nicht ganz uneigennützig – auch mit Tipps und Tricks diese nicht gerade prickenden Momente gemeinsam zu überstehen. Warum kann der Gast darauf vertrauen, dass er bei einem Skitourenguide in besten Händen ist? Man müsste schon ein sehr gestörtes Verhältnis zu seinem Beruf haben, wenn nicht das Wohl der Gäste an vorderster Stelle stehen würde. Das Einbringen des gesamten eigenen Wissens und der Erfahrung zur Sicherheit und zum Erlebniswert für den anvertrauten Gast ist ja das Fundamentalste in unserem Beruf. Und woher kommt dieses Wissen, auf das man vertrauen darf? Schon das Heranwachsen im winterlichen Hochgebirge ist der wesentlichste Baustein zum Eintritt in die österreichische Berg- und Skiführerausbildung. Das Durchlaufen und Abschließen dieser umfassenden Ausbildung in praktischen wie theoretischen Belangen stellen diese Berufsgruppe schon auf eine besondere Stufe. Und wenn dann dieser Wissensstand von Skiführer auch noch „menschlich“ vermittelt wird, dann steht schon eine sehr beeindruckende Persönlichkeit mit höchsten Ansprüchen – vor allem an sich selbst – vor dir, dem du sicher das größte Vertrauen entgegenbringen kannst. Und was erwartest du dir von deinen Gästen? Was die Voraussetzungen und das Können anbelangt, eigentlich nicht sehr viel. Jeder hat mal einen guten Tag, wo es läuft, und manchmal eben nicht. Die Ausrüstung ist heutzutage kaum noch ein Thema, da sind unsere Kunden manchmal für meinen Geschmack sogar schon ein bisserl drüber, was das Thema „erkaufte Sicherheit“ angeht. Mich freut’s, wenn es für alle passt. Und das Schönste ist, wenn direkt oder bei einer Gipfelbucheintragung dein Bemühen und deine Auffassung von professioneller Arbeit mit einem Spruch oder auch nur einem Nebensatz honoriert wird. Wenn jemand eine Tour bei dir bucht – wie läuft das ganze Prozedere, vom Kennenlernen bis zum Ende, ab? Bei „Neubuchern“ versuche ich, mich schon am Vorabend mit ihnen zu treffen. Für mich ist dabei weniger das Besprechen der Tour wichtig, sondern: Wie tickt dieser Mensch vor dir, wie lebt er und mit welcher Vorstellung 95

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