SKI & KULINARIK Meter langes „Viecherl“. In eine Gondel passte der Fisch nicht, also wurde er einfach unter die Gondel gehängt und so nach oben transportiert. „Anders wäre es nicht gegangen und ein schöner Werbegag war es außerdem“, erinnert sich Manfred Fahrner augenzwinkernd. Auch in der Küche auf fast 2.100 m Höhe muss man sich an die speziellen Verhältnisse anpassen. Kuchen geht doppelt so schnell auf wie im Tal, Brot und Lebensmittel werden schneller trocken, Champagner hat „energischere“ Perlen – und das Frühstücksei braucht eine Minute länger, bis es gekocht ist. Lange Zeit ging auch das Gerücht um, Wein würde so hoch oben schneller reifen. Deshalb wollte der Wachauer Spitzenwinzer F.X. Pichler einige Kisten probeweise im Keller der Verwallstube lagern, aber daraus wurde nichts. „Der Aufwand hätte sich nicht ausgezahlt. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass die Höhe keine Vorteile bringt“, sagt Manfred Fahrner. Gut gefüllt ist das Gewölbe trotzdem – rund 400 verschiedene Positionen stehen zur Auswahl bereit. AUCH ABENDS OHNE KRAWATTE Zeit zum Genuss ist nur bei Tageslicht, am Abend hat das Restaurant geschlossen. Nur einmal pro Woche, immer am Donnerstag von 19 bis 23 Uhr, wird ein Candlelight-Dinner veranstaltet. Dann erwartet die Besucher eine Gondelfahrt bei Nacht, das Dinner und Live-Klaviermusik. Übrigens: Die Krawatte kann man im Schrank lassen, auch am Abend geht es hier nicht steif zu – sportliche Eleganz ist angesagt. Die Wintersaison dauert in der Verwallstube bis Ende April, für Manfred Fahrner ist dann aber noch lange nicht Schluss. Das SB-Restaurant läuft auch im Sommer, erst ab Mai sind fünf Wochen Pause angesagt. „Ich wohne praktisch das ganze Jahr am Berg. Für mich der ideale Arbeitsplatz, in der Höhe fühle ich mich besonders frisch.“ Manfred Fahrners Frau arbeitet übrigens auch in der Verwallstube und für die Nachfolge innerhalb der Familie ist bereits gesorgt. „Der Sohnemann wird wohl einmal die Führung hier heroben übernehmen ...“ MIT POWER AUF DER PISTE WINTERSPORT MACHT HUNGRIG. Das Problem: Die typisch fette und süße Skifahrerkost in den Hütten ist ein Dick- und Müdemacher. Für eine ganze Skiwoche voller Elan braucht es daher gesunde Alternativen. Wie das funktioniert, haben wir bei Mag. Martina Fellner von der „Österreichischen Gesellschaft für Sporternährung“ (ÖGSE) erfragt. TEXT: Werner Ringhofer Wenn die Berge Schneehauben tragen, denken wir sofort an Pulverschneepisten und Hüttengaudi. Eine ganze Woche auf den Latten kostet aber ordentlich Kraft. In einer Stunde verbraucht eine sportlich Ski fahrende Frau im Schnitt 400 kcal, Männer 550. Pistenfreaks, die den Skitag von der ersten bis zur letzten Gondelfahrt ausnützen, haben also ordentlich zu tun, um ihre Energiespeicher aufzufüllen. Da empfiehlt es sich schon, nicht irgendeinen, sondern qualitativ hochwertigen „Brennstoff“ einzufüllen. Um die typische Hüttenkost sollte man aber eher einen Bogen machen. Also keine Pommes, Toasts, Bernerwürsteln und Germknödel. Die gute Nachricht: Immer mehr Hütten bieten gesunde Alternativen – und mit Frühstück und Abendessen im Hotel kommt man dann gut durch die Skiwoche. Erst Recht, wenn man einige Tipps beachtet, die Ernährungswissenschafterin Martina Fellner von der „ÖGSE“ hier mit auf die Piste gibt. FOTOS: ÖGSE, istock 126 SPORTaktiv-WINTERGUIDE 2016/2017
ÖFTER UND LEICHT SNACKEN „Statt der üblichen drei Hauptmahlzeiten ist es besser, fünf kleinere Mahlzeiten über den Tag zu verteilen“, weiß Fellner. „Auf einmal zu viel zu essen, belastet nämlich die Verdauungsorgane. Entscheidend ist auch, dass der Snack möglichst kurz im Magen bleibt.“ Das kann man selbst ganz leicht steuern: Je besser die Nahrung gekaut wird, desto kürzer bleibt sie im Magen. Eine Erleichterung stellen auch fett- und zuckerarme sowie pflanzliche Speisen dar (außer Gurkensalat, Bohnen, Kraut und Pilzen). Auch ganz wichtig: Körperwarme Speisen und Getränke bevorzugen, sie bleiben kürzer im Magen als sehr kalte und sehr heiße Nahrung. Empfehlenswerte Speisen, die relativ kurz im Magen bleiben, sind z. B.: leichte Suppen, Joghurt, Weißbrot, Reis, Kartoffelpüree, fettarmer Käse und viel gekochtes oder gedünstetes Gemüse. TREIBSTOFF KOHLENHYDRATE Kohlenhydrate sind wichtige „Kraftstoffe“, wenn man den ganzen Tag am Ski steht. „Man sollte sie allerdings nicht in Form von Zucker, Limonaden, Süßigkeiten aufnehmen, denn diese enthalten zu wenig Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Ballaststoffe – und können zu Leistungseinbrüchen führen.“ Ziel sollte es vielmehr sein, verstärkt komplexe Kohlenhydrate zu essen wie Vollkornprodukte oder Naturreis. WIE MAN KOMPLEXE KOHLENHYDRATE TANKT: • Beilagen (Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot) erhöhen • Fleisch und fette Saucen reduzieren • Brotscheiben dick schneiden und Belag reduzieren • Limonaden einschränken • wenig Süßigkeiten • Desserts in Form von frischem Obst DAS OPTIMALE TIMING „Kurz vor und während körperlicher Belastung sind schwerverdauliche Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel allerdings nicht empfehlenswert, da es zu lange dauert, bis die Kohlenhydrate zur Energiegewinnung bereitstehen“, betont die ÖGSE-Expertin. Entscheidend ist daher auch das richtige Timing. WANN MAN WAS ISST: IN DER FRÜH: Müsli mit Obst, Vollkornbrot mit magerem Käse und Schinken und Gemüse, eventuell ein Ei. ZU MITTAG: Grießnockerlsuppe, Nudelgerichte ohne fettreiche Saucen, Salat. AM ABEND: Fischgericht, gebraten oder gegrillt mit Gemüse und Kartoffeln (gekocht oder Ofenkartoffeln), oder mageres Fleisch, natur gebraten oder gegrillt mit Gemüse, Naturreis oder Petersilkartoffel. JAUSE: Obst (Banane, Trockenfrüchte), Müsliriegel, Suppe (Gemüse-, Grießnockerl-, Nudel- oder Reissuppe), belegtes Brot mit fettarmem Käse oder Schinken und Gemüse. DIE RICHTIGE MENGE Ist man nur eine Stunde unterwegs, braucht man keine Kohlenhydrate extra. Für bis zu zwei Stunden Sport mit mittlerer Intensität genügen ca. 30 g Kohlenhydrate, um die Körperspeicher wieder aufzufüllen. Über zweieinhalb Stunden braucht man 60 bis 90 g „schnelle“ (z. B. Traubenzucker) und „langsame“ (also komplexe) Kohlenhydrate. ZUR ORIENTIERUNG: CA. 30 GRAMM KOHLENHYDRATE SIND ENTHALTEN IN: • 1 Semmelknödel • 1,5 Bananen • 2 Nektarinen • 2,5 Kiwi • 2 Schokomüslriegel • 2 Scheiben Vollkornbrot • 1 Portion Müsli (50 g) • 120 g gekochte Spaghetti • 150 g gekochter Reis • 3 Kartoffeln • 0,375 l Apfelsaft Die ÖGSE-Expertin MAG. MARTINA FELLNER ist Ernährungswissenschafterin und bietet u. a. Ernährungsberatung, Workshops, Vorträge und Kochkurse an. WEB: nutrition-consulting.at, oegse.at TRINKEN MIT VERSTAND Der Körper braucht bei und nach einer sportlichen Belastung natürlich auch Flüssigkeit. Der Bedarf ist beim Skifahren nicht zu unterschätzen, je nach Intensität können es 400 bis 1200 ml pro Stunde sein. Martina Fellner: „Bei geringer Anstrengung ist Leitungswasser optimal; bei höherer Intensität sind 100-prozentige Fruchtsäfte mit Leitungswasser aufgespritzt eine gute Wahl. Denn sie enthalten verschiedene Kohlenhydratarten (Traubenzucker, Fruchtzucker, Zucker), außerdem Vitamine und Mineralstoffe. Gut geeignet sind zwischendurch auch ungesüßte Früchte- und Kräutertees.“ Nicht empfehlenswert sind Limonaden, Energy Drinks, Colagetränke, Apfel- oder Orangensäfte: Durch den hohen Zuckeranteil kommt es zu einer verzögerten Magenentleerung bzw. Aufnahme im Darm. Besser sind Johannisbeersaft, Kirsch- oder Multivitaminsaft, allerdings nur verdünnt. Und das Schnapsstamperl beim Einkehrschwung? Das sieht die Ernährungsexpertin mit Skepsis: „Man kann fast alles in Maßen essen und trinken, nur von Alkohol auf der Piste sollte man die Finger lassen.“ 127
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