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SPORTaktiv Winterguide 2018

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DIE SCHÖNSTE

DIE SCHÖNSTE KNOCHENARBEIT DER WELT DER JOB EINER KINDERSKILEHRERIN IST NICHT NUR ROMANTISCH, SONDERN OFT AUCH EINE NERVENPROBE. MAGDALENA OBERLOHR-AMON WILL SICH DENNOCH KEINE ANDERE ARBEIT IM WINTER VORSTELLEN. VON CHRISTOF DOMENIG Was es bedeutet, kleinen Skianfängern das Skifahren beizubringen, lässt sich gut an Simon darstellen. Simon ist fünf, ein Kind, das seine Eltern – vorsichtig ausgedrückt – fordert. Als Schützling von Magdalena Oberlohr-Amon setzt er sich alle zwei Meter protestierend in den Schnee und behauptet: „Es geht nicht. Ich hab mich eh bemüht.“ Nach gefühlten „tausend Mal aufheben“ innerhalb des Fünf-Tage-Kurses gelingt es dem Urlauberkind am letzten Tag, den blauen Kurs tadellos, sturzfrei und ganz allein zu bewältigen. Ein Strahlen und die Erkenntnis: „Der Papa wird stolz auf mich sein.“ Ein Moment, der die Lehrerin des kleinen Skizwergs fast zu Tränen rührt. Je schwieriger die Begleitumstände, desto größer der Sieg. Das „Schicksal“ von Kinderskilehrern im Anfängerbereich gleicht im Wesentlichen dem von Kindergartenpädagoginnen (meistens sind es ja Frauen): große Verantwortung, kleine Anerkennung. Kinderskilehrer, zumal die, die mit den Kleinsten arbeiten, würden oft bloß als Betreuungspersonal betrachtet, erzählt die gebürtige Osttirolerin, oder als die, „die eh nur ein bisschen mit den Kindern herumrutschen.“ Dabei hängt von den ersten Metern schon ab, ob die Lust aufs Skifahren bleibt oder wieder vergeht. Nicht ganz unwesentlich in einer Zeit, wo der Skinachwuchs mehr und mehr auszubleiben droht. Seit 1992 ist Magdalena Oberlohr-Amon leidenschaftliche Skilehrerin, 1999 absolvierte sie die Landesskilehrerprüfung und seit 2003 arbeitet sie bei der Skischule Heugenhauser in Vorderglemm. Sie bildet längst auch andere Skilehrer aus und ist die Spezialistin für die kleinen Skianfänger. „Das ist eine Knochenarbeit“, sagt Fotos: Skischule Heugenhauser 176 SPORTaktiv

MAGDALENA OBERLOHR-AMON arbeitet als Skilehrerin für Kinder bei der Skischule Heugenhauser in Vorderglemm (S). Im Sommer arbeitet sie auf der Hütte ihres Bruders im Glockner-Gebiet. Sie wohnt mit Ehemann Markus und Sohn Philipp (10) in Maishofen (S). www.heugenhauser.at www.saalbach.com sie – und bevor das jetzt aber negativ klingt: „Ich würd mir gar keinen anderen Beruf vorstellen wollen.“ Magdalenas Schützlinge sind meist dreieinhalb bis fünf. Vier sei oft ein ideales Alter, um mit dem Skifahren zu beginnen. Was nicht heißt, dass es nicht auch zu früh sein kann. Kinder entwickeln sich eben unterschiedlich. Wenn sie oder ihre Kollegen zur Erkenntnis kommen, dass der Start ins Skifahrleben noch ein Jahr warten soll, braucht es Einsicht der Eltern und manchmal auch ein bisschen Überzeugungsarbeit – schließlich wollen Mama und Papa die 270 Pistenkilometer im Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn genießen. „Aber die meisten erkennen das schon an, wenn ein Kind noch ein Jahr braucht.“ Mit den Augen der Kinder Geduld und Einfühlungsvermögen sind aber nicht nur im Umgang mit Eltern gefragt, sondern vorrangig in der Arbeit mit den Kindern: „Sich in Kinder hineinfühlen zu können, ist das Wichtigste.“ Der Arbeitsplatz der Skilehrerin befindet sich oft zwischen Märchenfiguren, im Anfängerbereich bei der Talstation der Schönleitenbahn in Vorderglemm. In ihrem Arbeitsrucksack steckt neben Ersatzequipment in Kleinkindergröße von Brille bis Handschuhen auch ein Rudel Kuscheltiere. Die erleichtern die Kontaktaufnahme und brechen das SPORTaktiv 177

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