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SPORTaktiv Winterguide 2018

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also. Ein so allgemein

also. Ein so allgemein ausgebildeter Ski-Kapazunder sollte ein paar Tipps für uns parat haben. Wir? Wir sind normale Pistenskifahrer in den besten Jahren und stehen dank damals wintersportbegeisterter und engagierter Eltern seit rund 30, 35 Jahren auf Skiern. Mit einem Wort: Durchschnittsskipistenösterreicher. Die letzten skifahrerischen Tipps gab es seinerzeit bei Schulskikursen. Und da hat man – wie bei den meisten Kinderkursen – weniger das skifahrerische Lernen im Sinn als Fragen wie: Wo ist die Mama? Wann gibt es Mittagessen? Und wozu das Ganze überhaupt? Die ersten Tipps Zurück am Dachstein-Gletscher bei den Herrschaften, die jetzt ohne Stöcke und mit offenen Skischuhen dastehen und den Eindruck von Küken erwecken, die gerade aus dem Ei geschlüpft sind und nicht weiter wissen. Neben uns carven die Nachwuchsfahrer des WSV Schladming wie die Weltmeister von morgen, dazwischen Skiteams aus Maribor und Bratislava. Skrobar hat uns zwar bei den drei, vier Aufwärmfahrten gnädig als „Talente“ und „Rohdiamanten“ bezeichnet, bei genauerer Beobachtung aber natürlich sofort Techniktipps parat. Die betreffen nicht – wie eigentlich erwartet – Beinstellung, Körperschwerpunkt, Kanten, Knie oder Hände. Nein, wir widmen uns eingehend einem Gelenk, das von uns beim Skifahren bislang völlig unbeachtet blieb, aber für die technisch saubere Ausführung große Wichtigkeit zu haben scheint: das Sprunggelenk. Und nein, auch wenn der Skischuh fest zugeknallt ist, bewegt es sich merklich (Anm.: Zum Zuknallen an sich später). „Versucht, im Stand den Bergski anzuheben und die Skispitze in rascher Folge auf den Schnee tippen zu lassen. Diese Bewegung kommt rein aus einem flexiblen Sprunggelenk“, erklärt ,,OFFENE SCHUHE JUSTIEREN DAS GEFÜHL FÜR DEN SKI WIEDER NEU. “ Skrobar. Schon diese Übung gelingt uns beiden unterschiedlich gut. Skispitzen und -enden abwechselnd auf die Piste klatschen zu lassen, ist die nächste Aufgabe. Und dann die echte Challenge mitten auf der Piste: mit komplett offenen Schuhen und ohne Stöcke kurze Schwünge machen. „Mit offenen Schuhen fahre ich selbst an den ersten Skitagen der Saison, weil es das Gefühl für den Ski und die große Auflagefläche wieder neu justiert“, sagt Skrobar und wedelt davon. Und als ob das nicht schon schwer genug wäre, bei der nächsten Fahrt der nächste Auftrag: „Probiert, aus dem Sprungelenk heraus eine leichte Auf-und-ab-Bewegung zu machen und die Schwünge über den vorderen Teil der Ski, über die Schaufel einzuleiten.“ Vor allem dieses bewusste Auf und Ab zwischen den Schwüngen erleichtert den Bewegungsablauf sofort merklich. Durch diese kurze Entlastung der Muskulatur sollte ein wesentlich kräfteschonenderes Skifahren möglich sein. Das spielerische Üben macht Spaß. Vor allem die nächste Aufgabe: komplette 184 SPORTaktiv

360-Grad-Drehungen um die eigene Achse, mehrfach und in beide Richtungen. Alles aus dem Sprunggelenk. Wie definiert sich die Zielgruppe für Erwachsenenskikurse eigentlich? Natürlich sind da viele echte Anfänger darunter, vor allem in den großen Tourismusgebieten, wo Urlaubsgäste einmal das alpine Skifahren ausprobieren wollen und sich nicht zu schade sind, erste Rutschversuche zwischen all den Könnern zu unternehmen. Oft sind es aber auch erfahrene Skifahrer, die neue Techniken erlernen wollen oder schon aus Gewohnheit regelmäßig Kurse bei Profis buchen. „Bei uns selbst haben wir im Regelfall viel studentische und poststudentische Klientel“, sagt Skrobar. „Das sind Leute, die schon gut Ski fah- Stephan Skrobar (links) hatte jede Menge Tipps für das SPORTaktiv-Duo. Und Spaß hat es obendrein gemacht. ren können und sich ein paar Tipps holen, mit uns ins Gelände fahren wollen und eher in Richtung Guiding buchen.“ Das SPORTaktiv-Duo hat leider nur einen kurzen Tag lang Zeit, bei längeren Kursen wird bei vielen Skischulen nicht nur auf der Piste gelernt, sondern auch Videocoaching angeboten. Denn wer das einmal selbst erlebt hat, weiß: Erst wenn man sich auf Aufnahmen sieht, bekommt man ein Gefühl dafür, was man alles noch besser machen könnte und dass man weit weg ist vom Hirscher-, Klammer- oder Sonstwas-Stil. Weiter im Programm Auch für die Haltung des Oberkörpers und der Arme hat Skrobar Tipps für uns und das sieht man auch nebenan bei den Technikübungen der Skiklubs: Stöcke vor dem Oberkörper mit beiden Händen umfassen und damit Ruhe ins System bringen, umherwirbelnde Arme verhindern und auf eine ruhige Ausrichtung oberhalb der Hüfte achten. Unser Coach Stephan Skrobar hat uns selbst in diesem Mini-Kurzschikurs auf ein paar technische Feinheiten aufmerksam gemacht, die Input für jeden lernwilligen Skifahrer sein können. Systemupdate abgeschlossen, die Vorbereitung passt, der heurige Skiwinter kann endgültig kommen. Guter Sitz Ach ja, unsere Skischuhe haben wir später doch wieder ein bisschen fester zugemacht, aber nicht mehr so zugeknallt, dass kaum Blut durchkommt. Skrobar: „Entscheidend für den Sitz sind immer die unteren Schnallen, die kann man schon fester zumachen. Aber die oberen Schnallen am Unterschenkel kann man lockerer lassen. Die sind für das Gefühl am Ski nicht ausschlaggebend.“ Schon wieder was gelernt. Und da fällt uns zum Abschluss, wiewohl unklar, ob er alpine Skiausbildung genossen hat, der altehrwürdige Meister Yoda ein: „Viel lernen du noch musst.“ SPORTaktiv 185

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