SPORTaktiv Winterguide 2018

TEILEN ERWÜNSCHT!

TEILEN ERWÜNSCHT! LVS-GERÄTE RETTEN LEBEN. WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT, IST HIGHTECH UNABDINGBAR. VERBESSERTE FUNKTIONEN UND WENIGER STÖRANFÄLLIGKEIT DER TOPGERÄTE HELFEN. VON CHRISTOPH HEIGL Lawinenverschüttetensuchgerät ist ein langes Wort. Fast zu lang, wenn es um jede Sekunde und jeden Buchstaben geht. Wenn Zeit absolute Mangelware ist. Und wenn diese Geräte zum Einsatz kommen, geht es buchstäblich um jede Sekunde. Die Abkürzung LVS für das Lawinen-Verschütteten-Suchgerät spart zumindest auf der sprachlichen Ebene ein wenig Zeit. Zur Erinnerung: Wir haben maximal eine Viertelstunde, 15 Minuten, um einen verschütteten Menschen aus einer Lawine zu bergen. Dann sinken die Chancen drastisch, ihn noch lebend zu finden. Unabdingbar in der Kameradenhilfe sind seit Jahrzehnten nebst Schaufel und Sonde besagte LVS-Geräte. Bei diesen elektronischen Ersthelfern ist das Grundprinzip bewährt: Als Sende- und Empfangsgerät wird es (im Sende modus) direkt am Körper getragen. Im Notfall leitet das LVS den oder die Helfer mit der Empfangsfunktion entlang der Feldlinien zum Verschütteten. Früher orientierte man sich an einem Muster an Pieptönen, dank moderner Technik wird man bei neuesten LVS-Modellen von Symbolen, Pfeilen und Anweisungen auf dem Digital-Display geführt. Und das ist gut so. Denn eine Lawine bedeutet absoluten Stress, und Stress verursacht Panik und Hektik und im schlimmsten Fall passieren fatale Fehler. Deshalb müssen LVS-Geräte intuitiv und simpel funktionieren. Und man kann es nicht oft genug betonen: Den Umgang mit dem LVS-System, mit Schaufel und Sonde, muss man üben, üben, üben. Vor Jahren war das nicht so ein großes Thema, aber heute tragen Tourengeher, Skifahrer und Freerider eine Armada an elektronischen Gadgets mit sich. Smartphones, GPS-Uhren und GoPros stören den Betrieb der LVS-Geräte aber vor allem im Suchbetrieb massiv. Deshalb empfehlen viele Hersteller, mögliche Störquellen mindestens 20 Zentimeter entfernt vom LVS zu betreiben, also keine Uhren in derselben Hand wie das LVS, Handys am besten in den Rucksack. Übrigens: Mit dem LVS suchen und gleichzeitig telefonieren (weil man die Rettung alarmieren will) funktioniert ganz schlecht, das LVS reagiert möglicherweise mit großer Abweichung. Neue Software Am Beginn der Saison ist es wichtig, neue Batterien einzulegen und nach Updates zu suchen. Der Schweizer Hersteller Mammut lässt da mit einer Neuheit aufhorchen. „Wir erweitern die technischen Fähigkeiten laufend und suchen nach innovativen Lösungen“, sagt Ilari Dammert, Productmanager für Avalanche Safety bei Mammut. Bei den marktführenden Geräten der Barryvox-Serie hat man verbesserte Features: verfeinerte Richtungsanzeige, Optimierung der Verschütteten-Liste, neue Anzeige der Batteriekapazität und erhöhte Störungsresistenz bei Signalüberlagerungen. „BarryHeart 3.0“ heißt das neue Firmware-Upgrade, Neugeräte ab 18/19 haben es bereits installiert. Die Mammut-Neuheit dabei: Erstmals kann man eine neue Software von Gerät zu Gerät weitergeben. Teilen erwünscht, lautet das Motto. Barryvox-Nutzer können die Foto: Mammut 272 SPORTaktiv

ALLGEMEINE TIPPS ZUM UMGANG MIT LVS-GERÄTEN neuen Features ganz einfach mit anderen Barryvox-Nutzern teilen, die noch die alte Firmware haben. Um die neue Software zu übertragen, muss man zunächst beide Geräte (Restbatteriekapazität bei beiden Geräten mehr als 30 %) ausschalten. Dann jenes Barryvox wieder einschalten, auf dem BarryHeart 3.0 bereits installiert ist und den je nach Modell unterschiedlichen Installationsanweisungen am Display folgen. Für das Upgrade müssen die Geräte gar nicht unmittelbar nebeneinander liegen, es funktioniert innerhalb eines Gebäudes bzw. eines Radius von 50 Metern. Das Update erfolgt über den Barryvox-W-Link, einen eigenen, drahtlosen Kommunikationskanal, welcher auf die LVS-Anwendung optimiert ist. Der W-Link ist seit 2006 in sämtlichen Barryvox-Geräten integriert. Das Update auf „BarryHeart 3.0“ kann man kostenlos auch in allen Mammut-Servicecentern machen. Der neuen Saison steht jetzt – mit Sicherheit – nichts mehr im Wege. vorweg: Kein LVS schützt vor Lawinen Umgang mit LVS-Gerät üben, im Stress passieren Fehler LVS während der gesamten Tour mit dem Tragesystem unverlierbar (!) am Körper tragen, immer mit dem Display zum Körper am besten über der untersten Bekleidungsschicht am Oberkörper tragen, alternativ: in einer mit Reißverschluss verschließbaren Hosentasche (dann am besten noch zusätzlich an Hose/ Gurt sichern) das LVS soll immer von zumindest einer Bekleidungsschicht überdeckt sein in unmittelbarer Nähe des LVS keine elektronischen Geräte verwenden und tragen (Handy, Smartwatch, GPS-Uhr, Funkgerät, Stirnlampe, Fotokamera bzw. GoPro) und keine Metallteile (Magnetknöpfe, Taschenmesser) Modus am Hauptschalter überprüfen (Off/Send/Search) Durchführen von Batterietest (vor jeder Saison neue Batterien einsetzen), Selbsttest und Gruppencheck (Lead-Guide überprüft alle LVS-Geräte der Gruppe) vor der Tour Standard-Modus während der Tour ist „Send“ im Falle eines Lawinenunglücks die (trainierten) Rettungsabläufe durchführen und die Hinweise am Display befolgen SPORTaktiv 273