SPORTaktiv Winterguide 2018

UNENDLICHE WEITEN DIE

UNENDLICHE WEITEN DIE ROCKYS ROCKEN. SAGEN ALLE, DIE EINMAL DORT WAREN. HARALD QUECKE UND EVELYN GROSSE HAT SKIFAHREN IN DEN USA ZUDEM NICHT NUR VON SCHMERZEN BEFREIT, SONDERN AUCH EINEGESCHÄFTSIDEE GEBRACHT. VON KLAUS MOLIDOR Es ist diese endlose Weite, die alles so anstrengend macht. Es ist diese endlose Weite, die alles so schön macht, dass man süchtig wird danach. Die Rocky Mountains lassen Harald Quecke nämlich nicht mehr los. „Als Skifahrer hat man in Vail, Beaver Creek, Whistler Mountain und Co. einfach so viel Platz und am Lift ist so wenig los, dass man ständig zum pausenlosen Fahren kommt“, erzählt der Deutsche von seiner Leidenschaft für die Staaten. Seine Frau und er sind begeisterte Skifahrer und jedes Jahr um die 20 Tage Fotos: Harald Quecke 296 SPORTaktiv

Einsame Hänge und Schnee, soweit das Auge reicht. Harald Quecke ist von den Rocky Mountains fasziniert. auf den Pisten Colorados oder Utahs unterwegs. Dabei wären sie um ein Haar gar nicht mehr hier. Ein Auto, 120 km/h und seine erste große Leidenschaft, das Motorradfahren, hätten das Leben von Quecke und seiner Frau vor bald 12 Jahren nämlich fast beendet. Den Frontalcrash haben beide nur knapp überlebt mit Brüchen an Schultern, Rippen, Wirbeln, Becken, Handgelenken. Über endlose Therapiestunden und regelmäßige Reha haben sich Quecke und seine Frau Evelyn Grosse wieder ins Leben zurückgekämpft. Als sie wieder Ski fahren konnten, haben sie sich dann ihren Traum vom Skiurlaub in den USA erfüllt. Worauf auch warten, wenn man so nah am Abgrund gestanden ist. „In den Alpen haben wir außerdem fast alles gesehen und sie sind auch wunderschön, keine Frage“, sagt Quecke. Amerika ist aber ganz anders. „Es ist alles so riesig. Die Rockys, die sind mit den Alpen nicht zu vergleichen. So etwas gibt es bei uns in Europa einfach nicht.“ Zu der landschaftlichen Faszination kommt dann aber auch noch der gesundheitliche Aspekt. Immer noch hat Quecke Schmerzen. „Es gibt gute und weniger gute Tage“, sagt er. Im trockenen Schnee von Colorado ist aber alles besser. „Der Untergrund ist viel weicher, da hab ich auch nach mehreren Tagen am Stück keine Probleme.“ Anfang November hat es heuer schon knapp eineinhalb Meter Schnee in Vail. Kunstschnee? Nicht nötig. Dazu kommt das Klima. „Bei uns daheim schwanken die Temperaturen mehr, dadurch wird der Schnee weich und wieder hart und eisig. Das hast du in den Rocky Mountains nicht.“ Dafür hat man einen anderen Effekt: „Du fährst sofort eine Klasse besser Ski, auch wenn du bis zu den Knien im Tiefschnee steckst, weil der Powder hier wie Staubzucker ist.“ Der berühmte trockene, luftig leichte „Champagne Powder“ eben. Vor sechs Jahren hat ihm das Schicksal in Vail aber noch einmal einen harten Schubser gegeben. „Ich hab mir den Oberschenkelhals gebrochen“, erinnert sich Quecke. Kurz vor Ende des Urlaubs. Früher heimfliegen zahlte sich nicht aus, also hat er im Rollstuhl seiner Frau beim Skifahren zugeschaut und in der New York Times gelesen. Dort erfuhr er von Kim Gustafson, der nach zahlreichen Knieoperationen mit Orthopäden eine Bandage entwickelt hat, die ihm wieder schmerzfreies Fahren ermöglicht hat. Quecke liest, staunt und probiert später die lange Skiunterhose der Gustafson-Firma Opedix aus. „Meine Frau und ich waren so begeistert, dass wir das Produkt nach Europa bringen wollten.“ Gustafson und seine Geschäftsführung sind von der Idee gar nicht angetan, stimmen mit 2:3 gegen den Plan. „Obwohl wir da mit einem fixfertigen Businessplan rüber sind“, erinnert sich Quecke. Erst als er sagt, wir finanzieren das vor, stimmt Gustafson zu. „Heute haben wir eine freundschaftliche Geschäftsbeziehung.“ Und genießen auch gemeinsam den Champagne Powder in den Rocky Mountains. Ohne Schmerzen. SPORTaktiv 297