SPORTaktiv Winterguide 2018

üblich – sich alleine

üblich – sich alleine zu bewegen ist verboten, jeder Tourist in Nordkorea bekommt zwei Guides und einen Fahrer zur Seite gestellt. Der Ski-Guide stellt sich als Student der Technischen Universität von Pjöngjang vor und bleibt der Begleiter für beide Skitage. Smalltalk: kaum möglich, jegliche zu persönliche Frage wird gekonnt ignoriert – auf politische oder religiöse Fragen sollte man sowieso besser verzichten, darauf wurde bereits innerhalb der ersten 10 Minuten nach Ankunft am Flughafen von Pjöngjang hingewiesen. Die Frage, ob Diktator Kim Jong-un ski fahren kann, wurde mit einem knappen „Ja, natürlich – er kann alles!“ beantwortet. Die 2343 Meter lange 4-Sitzer-Doppelmayr/CWA-Gondel, die 14 Jahre lang in Ischgl als Pardatschgratbahn im Einsatz war, wurde neu bestuhlt, die deutsche Beschriftung und die noch aus Ischgl übrig gebliebenen Sticker auf den Fenstern blieben. Nach dem Aussteigen bei der Bergstation auf 1363 Metern Seehöhe werden einem von den ausgesprochen höflichen Bergbahnmitarbeitern die Ski gereicht und die Gondel wird abgeschaltet. Nachdem das Skigebiet sonst menschleer ist, steht die Gondel also wieder still. Zumindest so lange, bis der einzige Skitourist des Tages das Tal erreicht hat und – zugegebenermaßen mit einem sehr ungewohnten und etwas peinlichen Gefühl – die nächste Bergfahrt antreten möchte. Der Autor mit seinem privaten Ski-Guide MARKUS OBERLÄNDER war als Sportfotograf viele Jahre mit dem Skizirkus auf der ganzen Welt unterwegs. Heute ist er Sprachlehrer an der Polytechnischen Schule Deutschfeistritz und an der Uni Graz. www.oberlaender.media OB KIM JONG-UN SKI FÄHRT? NATÜRLICH – ER „ KANN ALLES. Après-Ski auf Nordkoreanisch Das Skigebiet Masik Ryong befindet sich 213 Kilometer Luftlinie nördlich des südkoreanischen Jeongseon Alpine Centres, wo die olympischen Speed-Disziplinen der Damen und Herren stattfanden. Es umfasst nach offiziellen Angaben 14 Quadratkilometer. Das gesamte Skigebiet hat 17,5 Pistenkilometer. Die Skipisten sind zwischen 700 Meter und fünf Kilometer lang, wurden entsprechend der Vorgaben der FIS errichtet und die Bezeichnungen wurden aus dem Amerikanischen (!) übernommen. Grün bedeutet leicht, Diamant und Doppeldiamant schwierig bzw. nur für Ski-Experten. Vier der zehn Pisten sind mit Doppel-Diamant gekennzeichnet – wie beispielsweise auch die Birds-of-Prey-Herren-Abfahrt in Beaver Creek, die der Autor dieser Zeilen bereits mehrmals bezwungen hat und die keineswegs mit den doch einfach anmutenden Abfahrten in Nordkorea verglichen werden kann. Angeboten werden neben dem alpinen Skisport auch Bereiche für Snowboard, Schneemobile, Eislaufen und Rodeln. Für die Skifahrer stehen neben der Gondel aus Ischgl zwei weitere Sessellifte, ein Schlepplift und ein Zauberteppich zur Verfügung. Schneekanonen stehen wie bei uns für schneearme Tage zur Verfügung und ein gelbes Pistengerät der Firma Prinoth aus Südtirol hält die Pisten in Schuss. Auch auf das obligatorische Abschlussgetränk nach dem Skitag muss man in Nordkorea nicht verzichten. Das Après-Ski für den Skitouristen aus Österreich besteht aus einem frisch gepressten Orangensaft um 2 Euro. Man fühlt sich wie in einer österreichischen Après-Ski-Bar im Sommer – alleine. Postkarte statt SMS Nachdem das eigene Mobiltelefon nutzlos ist – weder ein Mobilnetz noch Internet ist für Touristen verfügbar, bleibt nur noch das Verfassen einer Postkarte, um Grüße nach Hause zu senden. Die Wahl fällt auf ein Exemplar, das zwei lachende 304 SPORTaktiv

SKI LONGER! SKI STRONGER! Von Orthopäden entwickelt: mehr Abfahrten, weniger Muskelkater, schnellere Erholung. OPEDIX ist gute Haltung zum Anziehen. „ DAS SUBJEKTIVE SICHERHEITSGEFÜHL WAR GRÖSSER ALS BEI OLYMPIA 2016 IN RIO. Die korrekte Ausrichtung aller wichtigen Bestandteile des Bewegungsapparates wie Muskeln, Sehnen und Gelenke sowie die Aktivierung der neuronalen Tiefensensibilität müssen stimmen. Gleichzeitig muss sich der Sportler perfekt bewegen können. Auf all diese Anforderungen hat sich OPEDIX ® spezialisiert. Das US-Unternehmen fertigt wissenschaftlich entwickelte, hochwertige Funktionskleidung für optimale und gesunde Bewegungsabläufe. Durch das spezielle Material wirken die Shorts, Tights und Shirts bei höchstem Tragekomfort ähnlich einem Kinesiotape: Bei jeder Bewegung werden die Gelenke unterstützt und geschont, die Haltung wird verbessert, die Leistungsfähigkeit gesteigert und es wird Verletzungen vorgebeugt. Die OPEDIX ® Kinetic Health Gear funktioniert auf und abseits der Piste und Loipe, bei allen anderen Sportarten ebenso wie in Beruf und Alltag. www.opedix.de Skifahrer auf einer vollen, tief verschneiten Piste zeigt. Natürlich als Zeichnung im Stil einer Zeichentrickserie. Übrigens: Die Postkarte fand ihren Empfänger. Fotos im Skigebiet? Unbedingt! Normalerweise wird einem nachdrücklich empfohlen, aus welchem Winkel die Statuen und Gebäude am besten zu fotografieren sind. Einfach ein paar Schnappschüsse zu machen – auch aus dem Auto heraus – ist verboten, vor jedem Fotowunsch ist zu fragen. Armut, schwer arbeitende Menschen wie etwa Bauarbeiter, Militär oder Nahaufnahmen von Personen sind sowieso strengstens verboten. Im Skigebiet verhielten sich die Guides vollkommen anders. Fotografieren? Natürlich! Alles und jeden, keine Fragen, keine Verbote – auf dieses Skigebiet sind die Nordkoreaner sichtlich stolz. Es gibt hier nichts zu verheimlichen! Die zwei Tage im Skiresort von Masik Ryong waren Teil einer Sieben-Tages-Reise in Nordkorea. Als Tourist darf man sich zwar wünschen, was man sehen möchte, den endgültigen Reiseplan bestimmt aber das Regime. Dieser wird dann auch vor Ort penibel eingehalten. Die österreichische Botschaft rät von einer Reise in das kommunistische Land ab – es gebe ein hohes Sicherheitsrisiko im ganzen Land, heißt es in der aktuellen Reisewarnung. In Nordkorea war davon nichts zu spüren – das persönliche Sicherheitsgefühl war deutlich größer als bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016. Die Ankunft in China nach den sieben Tagen im wohl abgeschottetsten Land der Welt hatte trotzdem etwas Beruhigendes – und irgendwie freute sich der Autor dieser Zeilen sogar wieder auf die Wartezeiten vor den Liften in Österreich.