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SPORTaktiv Winterguide 2020

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Phase geändert, weil

Phase geändert, weil man erkannte, dass die Unfallzahlen in der Praxis völlig dagegensprechen. „Und Social Distancing ist ohnehin erwünscht, weil man ja beim Tourengehen auch mit Abstand gehen sollte.“ Nachsatz: „Natürlich darf man bei oder nach der Tour nicht in die Hütte einkehren.“ Die Gefahr, dass selbst Skitouren eingeschränkt oder verboten werden, sieht Edlinger nicht. „Wir appellieren an alle, die Regeln einzuhalten. Denn wenn jeder sein Ding und seine Tour durchziehen will, wird es zu Konflikten kommen: mit der Jägerschaft, mit den Grundbesitzern, mit der Parkplatzsituation. Ein Too-much wollen wir tunlichst vermeiden.“ Auch wer bislang ausschließlich auf alpinen Pisten und in Skigebieten unterwegs war und jetzt erstmals mit Skitourenausrüstung ins (leichte) Power pack all in ® – alles drin! ■ 17 g Eiweiß ■ 13 Vitamine ■ 14 Mineralstoffe ■ 4 g Ballaststoffe ■ ohne Zuckerzusatz Vegan Adobe Stock © greenlex KARL POSCH skimo.at, ARGE Skibergsteigen Hat das Skitourengehen heuer das Potenzial, zum Ski alpin aufzuholen, was Marktsituation, Handel und Akzeptanz betrifft? Rund 600.000 Österreicher machen schon Skitouren. Im Handel ist in den letzten Jahren das Skitourensegment schön, aber langsam gewachsen, rund 6 bis 10 % pro Jahr. Erste Zahlen lassen schätzen, dass sich das durch diesen Winter erstmals verdoppelt! Aber im Vergleich zu den 365.000 Paar verkauften Alpinski pro Jahr sind die verkauften 58.000 Paar Tourenski noch wenig. Trotz positivster Entwicklung macht der Tourenbereich etwa nur ein Sechstel im Gesamtmarkt aus. Sehen Sie heuer mehr Chancen oder mehr Gefahren? Auf jeden Fall die Chancen, vom Mickey-Mouse-Umsatzbereich wegzukommen. Die langjährige Trägheit gewisser Tourismusregionen hat bislang eine ordentliche Reaktion auf die vielen Anfänger und Neueinsteiger verhindert. Das ändert sich heuer. Erstmals gibt es einen Destinationsgedanken und Skiregionen, die Skitouren bzw. das Skibergsteigen, wie wir es nennen, als wirkliche Säule im Konzept etablieren. Die Ideen waren schon da, Corona beschleunigt das Tempo gewaltig. Und dass es auf den Bergen zu viel wird? Könnte sein, ja. Nicht als Zahl, sondern als Faktum. Was würden Skitourengeher am meisten brauchen? Angebote dürfen nicht lustlos hingeschnalzt werden. Man muss sie richtig, ehrlich und nachhaltig ins Wintersportportfolio implementieren, das Entwicklungspotenzial ist riesig. Neukunden sollte man mit einem Konzept gleich für die nächsten Jahre binden. Was wir auch wissen: Skibergsteigen ist kein Stand-alone-Thema. Wenn man es nicht an Destinationen mit Skifahren und Langlaufen anbindet, fehlen die Wertschöpfungstiefe und das nötige Volumen. INTERVIEW allinnutrition.com

Gelände will, bekommt von Edlinger symbolisch grünes Licht. „Wir, die Naturfreunde, und auch die Bergführer wollen die neuen Skitourengeher bestmöglich mit Einsteigerkursen und Camps unterstützen. Da ist nur die Frage, wann wir wieder Veranstaltungen anbieten können.“ Bis dahin rät Edlinger Neueinsteigern zum Schnuppern auf „einfachen Hausund Hofrunden“, wo man ohne Risiko erste Schritte machen kann. Für riskante Touren ist jetzt nicht die Zeit, dazu braucht es auch jahrelange Erfahrung und Expertise. Auch für die Skigebiete, die noch Anfang Dezember sehnlichst auf Lockerungen bzw. Öffnungen und den regulären Betrieb warteten, sieht Edlinger große Chancen. „Im Vollbetrieb sind Tourengeher für die meisten Skigebiete nur Peanuts, aber vielleicht kippt in diesem Winter das Verhältnis ein wenig in Richtung Tour und es gibt neue Angebote, wo es ein Win-win für alle gibt.“ (Anm.: Siehe dazu auch unsere Story über neue Destinationsideen im Dezemberheft, S. 88). So könnte man etwa eigene Pisten oder Schneisen für Tourengeher freigeben oder bestimmte Pisten gar nicht präparieren. Naturfreunde-Experte Edlinger: „Wenn Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, sollte dann auch klar sein, dass man als Tourengeher dafür bezahlt.“ MARTIN EDLINGER Naturfreunde Österreich, Leiter Bergsport und Skitouren, Berg- und Skiführer. www.naturfreunde.at Wie die rechtliche Situation um behördlich oder freiwillig geschlossene Skigebiete aussieht, ist selbst unter Juristen nicht zweifelsfrei zu klären. Darf man sie als Tourengeher im Sinne des „freien Betretungsrechtes des Waldes“ (und der Pisten) nutzen? Ist ein Skigebiet eine „Sportstätte“, die unter ein behördliches Betretungsverbot fallen könnte? Sind Pisten ein öffentlicher Ort oder landwirtschaftliche Nutzfläche? Dazu braucht es noch genauere Definitionen, meinen selbst Rechtsexperten, Karl Posch, das Urgestein der österreichischen Skitourenszene (siehe Interview), hat für ein gedeihliches Miteinander jedenfalls den wichtigsten Tipp parat: „Hirn einschalten und konsensual miteinander umgehen“. Dann stehen für uns alle die Chancen auf einen schönen Winter nicht schlecht. Auch in der historischen Corona-Saison.

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